Künstler: Nancy Torres

*Havanna, Kuba
Malerin und Bühnendesignerin
1974/79: Kunststudium in Berlin-Weißensee
Bühnendesignerin an der Staatsoper, Komische Oper, Berliner Ensemble, Volksbühne, Semperoper (Dresden), darüberhinaus in Stockholm, Graz, Hanoi (Vietnam) etc.

Zahlreiche Ausstellungen: zum Beispiel Galerie 100 Berlin, Teatro Nacional Havanna etc.
Kunstberaterin, u.a. für den "TV club cruise ship series"
nancy-torres@gmx.de

 

Interpretation

Ich gab meinem Bär den Namen Siboney. So nannten sich die kubanischen Indianer. Diese Menschen haben Christoph Kolumbus im Jahr 1492 zum Zeichen ihrer Friedfertigkeit mit Zigarren begrüßt. Als der Entdecker Amerikas zum ersten Mal unsere karibische Insel betreten und Kontakt mit den Bewohnern aufgenommen hatte, schrieb er in sein Tagebuch: „Sie wickeln getrocknete Kräuter in ein Blatt, rollen das Blatt und den Inhalt zusammen, entzünden diese Rolle, stecken sie in den Mund und stoßen dann dichte Rauchwolken aus. Diese Rolle nennen sie tobaco.?

Dass mein Siboney eine Zigarre im Maul trägt, ist keine Reklame für das Rauchen. In diesem Bären steckt meine kubanische Seele. Ich selbst rauche natürlich nicht, obwohl ich zu 100 Prozent Kubanerin geblieben bin. Wie schädlich das Rauchen ist, das konnten die kubanischen Indianer nicht wissen. Das kann ihnen heute auch niemand mehr sagen, denn in der Kolonialzeit wurden die Siboney ausgerottet. Ich möchte diesem friedlichen Volk, das der europäischen Zivilisation nicht standhalten konnte, mit meinem rauchenden Bären ein Zeichen der Erinnerung setzen.

Nancy Torres

Sponsor: WGLi Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg e.G.