"Typischer Asien-Tourist"

Actionheld Jackie Chan leicht verwirrt bei der Premiere von "In 80 Tagen um die Welt" am Alex

Hartgesottene Fans kommen auch an einem frostigen Sonntag früh aus den Federn. Schauspieler, von Natur aus Nachtmenschen, schlafen gern länger, zumal an einem dritten Advent, und wenn sie bei winterlichen Temperaturen ihre Kinder erst mal warm einpacken müssen, bevor sie das Haus verlassen. So trudelten Anouschka Renzi, Andrea Sawatzki, Oliver Kalkofe und Ralf Herforth gestern vormittag auf den letzten Drücker bei der Deutschlandpremiere des Films "In 80 Tagen um die Welt" im Cubix-Kino am Alex ein. Von der pünktlichen Truppe war dagegen Berlins Innensenator Ehrhart Körting mit seinen drei Kindern.

Hauptdarsteller Jackie Chan, der sich nach seinem Auftritt bei "Wetten, daß ..?" Sonnabend nacht in Nürnberg auf den Weg nach Berlin machte, wirkte auch noch etwas müde, als er sich zwischen Kameras und Fans hin- und herbewegte. Und gebetsmühlenartig immer die gleichen Sätze sprach: "Ich war im vergangenen Jahr fünf Monate hier zu den Dreharbeiten. Mein Fahrer hat mir die ganze Stadt gezeigt. Mit Berlin verbinde ich die Mauer und die Buddy-Bären. Die Tierchen haben es mir echt angetan."

Nicht umsonst hat Filmstar Jackie Chan nach den Dreharbeiten für das Jules-Verne-Remake (ab 23. Dezember im Kino) in Babelsberg und Berlin 2003 die Patenschaft über die Bären-Schau in Hongkong übernommen. Als Unicef-Botschafter bemalte er in seiner Heimat mit Straßenkindern Buddy-Bären, die für Unicef versteigert wurden. Im Cubix-Kino hatte sich Chan gestern eine Tombola zugunsten des Kinderhilfswerkes gewünscht.

Passend zur Farbe des ausgerollten Teppichs warf sich der frierende Actionheld eine Nikolaus-Pudelmütze über den Kopf. Das Strickwerk erfüllte einen guten Zweck. "Mir ist unendlich kalt", gestand Chan zitternd. "Aber das kenne ich von Berlin. Als ich hier anfing zu arbeiten, war es auch saumäßig frostig." Auf einen Wintermantel hatte der Schauspieler zugunsten eines seidenen, mit Blümchenornamenten bestickten Anzugs fahrlässiger Weise verzichtet.

Abgelenkt von den schreienden Fans, die zu Hunderten gekommen waren und einen würdigen Empfang gestalteten, stammelte Jackie Chan etwas wirr: "In zwei Tagen um die Welt, das ist mein Leben. Die Buddy-Bären geben mir Hoffnung und Energie. An Dreharbeiten kann ich mich nicht so gut erinnern. Ich mache einfach zu viele Filme hintereinander. Ich liebe euch alle." "Typischer Asien-Tourist", raunte eine Journalistin. Wenig später, bei der Begrüßung der Gäste im Kino 9 sagte Chan: "Also in meinen Filmen ist das ja so, daß ich ständig eins auf die Nase kriege. Sieht komisch aus, weiß ich. Aber das ist mein Leben."

Nach dieser Botschaft ist die Frage, was Comedian Oliver Kalkofe damit gemeint hat, als er zu Beginn verkündete: "Jackie Chan und ich sind Brüder im Geiste." Na schön, Kalkofe hatte noch hinzugefügt: "Wir beide machen unsere Stunts selbst, auch er verletzt sich dabei. Allerdings nicht auf der Kegelbahn wie ich, wo ich mir den Meniskus gerissen hab."

Andrea Sawatzki hatte gestern irgendwie den besten Auftritt. Als ein Kameramann sie am Teppich fragte, ob ihr denn 80 Tage für eine Reise um die Welt reichen würden, sagte die Schauspielerin sichtlich irritiert: "... äh, ich war bisher nur in Europa."

Franziska v. Mutius